Jörg Herchet

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Jörg Herchet: Komposition 1 für Orgel, Stück 8, Seligpreisungen.
Querstand  VKJK 1233. Dominik Susteck, Orgel

Der Dresdner Komponist Jörg Herchet kam an einem entscheidenden Wendepunkt seines Lebens mit der Orgel in Berührung. 1969 wurde ihm an der Berliner Musikhochschule das Staatsexamen in seinem Kompositionsstudium verwehrt, da seine Musik „eines zukünftigen sozialistischen Komponisten unwürdig“ sei. Herchet schaffte es daraufhin, von Paul Dessau als Meisterschüler angenommen zu werden und auf diese Weise seinen Weg als Komponist weiter zu beschreiten. Zugleich begann er in Dresden Orgelunterricht zu nehmen und war unter anderem für den dortigen Kreuzorganisten Herbert Collum als Registrant tätig. Die in der Kreuzkirche befindliche Jehmlich-Orgel, die erst wenige Jahre zuvor fertiggestellt worden war, übte eine große Faszination auf Herchet aus, und er war begeistert von den quasi sinfonischen Möglichkeiten, die eine moderne Universalorgel zu bieten hat. 1973 begann Herchet folgerichtig auch für Orgel zu komponieren. Seine 1985 vollendete „komposition 1 für orgel“ besteht aus acht Stücken, deren Gesamtaufführung über drei Stunden dauert. Sie sind von den Seligpreisungen aus der Bergpredigt inspiriert, stellen aber keine direkten Vertonungen dar, und der Komponist selbst verzichtete letztlich auf eine entsprechende Betitelung. Das achte Stück, mit Abstand das längste, faßt dabei verschiedene kompositorische Strukturen der ersten sieben Stücke zusammen. Die von Peter Bares konzipierte, von der Kölner Orgelbaufirma Willi Peter erbaute multifunktionale und technisch auf dem neuesten Stand befindliche Doppelorgel in der Kunst-Station Sankt Peter Köln erweist sich als für die Herausarbeitung der einzelnen Strukturelemente und der zugehörigen Klangfarben ausgezeichnet geeignetes Instrument. Dominik Susteck, seit 2007 Nachfolger von Peter Bares als Petersorganist, gelingt mit dem achten Stück ein eindrucksvolles Klanggemälde, das in Kooperation mit DeutschlandRadio nun auch auf CD nachzuhören ist.

The Dresden composer Jörg Herchet came into contact with the organ at an important moment in his life. Herchet studied composition at the Hanns Eisler Music Academy in East Berlin, where in 1969 the school authorities rejected his dissertation as “unworthy of a future Socialist composer.” Fortunately, Herchet was subsequently accepted as a pupil by Paul Dessau in order to continue his compositional studies. At the same time, he began to take organ lessons in Dresden and to work as a registration assistant to Herbert Collum, the organist of the Kreuzkirche [Church of the Holy Cross] in Dresden. The Jehmlich organ in the Kreuzkirche had been built only a few years before, and Herchet was fascinated by the symphonic possibilities offered by a modern universal organ. As a result, in 1973 Herchet began to compose for the organ. His komposition 1 für orgel [composition 1 for organ], completed in 1985, consists of eight pieces and has a duration of more than three hours. Though inspired by the Beatitudes from the Sermon on the Mount, the pieces are not direct settings of the Biblical texts, and the composer avoids giving the pieces any specific titles. The eighth piece, by far the longest, brings together various compositional structures from the previous seven.

The multi-functional and technically innovative double organ in St. Peter’s Art Station in Cologne – conceived by Peter Bares and constructed by the Cologne firm Willi Peter – is ideally suited to the realization of the individual structural elements and their corresponding sound colors. Dominik Susteck, who since 2007 has been Peter Bares’s successor at St. Peter’s Art Station, succeeds in making the eighth piece a striking sound painting, which now – in cooperation with DeutschlandRadio – can be heard on CD.

Translation: Richard Rieves and John Patrick Thomas