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Nacht zeitgenössischer Orgelmusik
3. September 2022 @ 20:00 - 23:00
V. Nacht zeitgenössischer Orgelmusik “+Elektronik”
Programm
19 Uhr Megumi Hamaya (Berlin)
Tobias Tobit Hagedorn – Standpunkte (2018) für Orgel und Elektronik
Birger Petersen – (passus.) in memoriam I für Orgel (2004)
Dominik Susteck (*1977) – Orgelmesse (2021) (Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus)
19.30 Uhr Michael Sattelberger (Stuttgart)
Ulrich Schultheiss – Verstrichen ein Hauch… (1994)
Oskar Gottlieb Blarr – “Lischuatcha Kiwiti – Sei Willkommen” (1988)
Tobias Tobit Hagedorn – Weitergehen (2019)
20.30 Uhr Dominik Susteck (Bochum)
Tobias Tobit Hagedorn – Stehen und Gehen (2017) für Orgel und Elektronik
Dominik Susteck (*1977) – Zeichen (2016)
-Morse
-Funkfeuer
-Schatten
Tobias Tobit Hagedorn – Folgen (2021)
Dominik Susteck (*1977) – Zeichen
-Echos
-Signal
-Geister
Technik und Klangregie: Tobias Hagedorn
Anmerkungen zu den einzelnen Werken
Die “V. Nacht zeitgenössischer Orgelmusik” präsentiert einige neue Orgelstücke mit Elektronik vom jungen Komponisten Tobias Hagedorn. Orgel und Elektronik scheinen sich zu ähneln, sind dann aber doch sehr unterschiedlich. Durch sogenannte “Live-Elektronik” wird die Musik bei jeder Aufführung neu gestaltet – dies oft statistisch über den Computer. Es ergibt sich eine reichhaltige Fülle von Klängen. Jedes seiner vier Stücke hat ein eigenes Thema, einen eigenen Charakter. “Standpunkte” hat statische und doch sehr bewegte Momente und Cluster, “Stehen und Gehen” sowie “Folgen” sind ruhige Sätze und “Weitergehen” baut sich dramatisch auf.
Birger Petersens “In memoriam” bietet schwebende Erinnerungsstücke tonaler Musik. Zur “Orgelmesse” von Dominik Susteck als Auftragswerk für das Corona-Orgelbuch schreibt der Komponist: “Corona ist die Zeit, in der Gesang verstummt. Die Orgel muss die Messe »singen«, die Begleitung kommentiert: Terzmystik im Kyrie, strahlende Akkordpattern und Triospiel im Gloria, gespreizte Tonhöhen im Credo und ein sich ständig vertauschender, kraftvoller Refrain im Sanctus. Hinzu treten abenteuerliche Geräusche: Rasseln und Rappeln, Trakturen, Knistern und Flackern, Glockengeläut.”
Der Orgelzyklus „Zeichen“ von Dominik Susteck ist ein Kompositionsauftrag der Bischöflichen Kirchenmusikschule Essen. Dazu Anmerkungen des Komponisten: “Im ersten Satz „Morse“ findet sich ein als Morsezeichen verklausuliertes Zitat aus dem Markusevangelium (7,31-37): „Öffne dich – Effata“. Übersetzt in Morsezeichen ergibt sich folgender Rhythmus: [- – – . ..-. ..-. -. . / – .. .. -.- ….]. „Funkfeuer“ ist ein gestreutes Signal, das Flugzeugen Orientierung bietet. Zugleich bildet es ein Licht in der Dunkelheit, das zwar einen Weg andeutet, nicht in einem vorgegebenen, sondern in einem freien Sinn. Hier pfeift der Organist zu seinem Spiel. Der „Schatten“ ist mehrdeutig. Huschende Töne, Tonballungen oder hängende Töne bilden sich. Nach den tiefen, geräuschhaften Tönen zu Beginn entwickelt sich die Musik zu einem strahlenden, insistierenden Akkord.
Die „Echos“ stellen eine Suche nach einem Gegenüber dar. Es entsteht ein motivischer Dialog zwischen Hauptwerk und Schwellwerk. Manchmal verhalten sich die Töne in freier Variation zueinander. An anderer Stelle ordnen sie sich als Wiederholung ein. Ein „Signal“ ist eine klares akustisches Zeichen, das wie ein Aufruf wirkt. Das Stück verlangt nach dem Tutti der Orgel. Die „Geister“ stehen weniger für Dämonen, sondern als Sinnbild für den Geist, ganz nach dem Motto, dass im Geistigen auch das Geistliche zu finden ist. Der Interpret nutzt Zusatzinstrumente und verlässt schließlich die Orgel.
Ulrich Schultheiss komponiert in seinem “Verstrichen ein Hauch…” sich langsam entwickelnde Musik über einen stoischen Orgelpunkt. Die Musik benötigt große äußere und innere Ruhe. Anders klingt das Stück von Oskar Gottlieb Blarr “Lischuatcha Kiwiti – Sei Willkommen” – eine rauschende Toccata aus ruhigen und bewegten Teilen.