Aufführung von Messiaens „Livre d‘ orgue“ (Dominik Susteck, Orgel) und Boulez‘ „L‘ marteau sans maitre“ (e-mex ensemble) in Köln.
„Über die serielle Musik verbreiten sich allerhand Mythen, aber die wenigsten Hörer haben ihr wirklich zugehört: Die Musik besitzt eine melancholische Schönheit wie die von Bauwerken, die in ihrer Einzigartigkeit nie aus einem Blickwinkel genügend zu betrachten sind. Letztendlich zeigt sie sich in nackter Struktur. Sie ist ein Wendepunkt im Verstehen von Musik, weil sie nur in ihrem Eindruck verstanden werden kann. Der Struktur muss vertraut werden. Somit stellt sie unser Hören auf eine Ebene, die bei einer Bach-Fuge längst angeschnitten, nie aber in so konsequenter Form gedacht wurde. Das Schreckgespinst der seriellen Musik hat in den 50er Jahren die Hörer irritiert. Aber nicht nur die Musikrezipienten lassen sich über diese unheimliche Musik oft spöttisch aus, sondern ebenfalls Musiker. Die Musik hat das nie berührt oder geschmälert. Zu stark steht sie wie ein sonderbarer Fremdkörper in einer eiligen und unbeständigen Welt. Man hat ihr Beliebigkeit vorgeworfen und sich damit geirrt. Sie strahlt etwas aus, das manche junge Kompositionen vermissen lassen: eine Strenge und zugleich einen beständigen und Kraft gebenden Glanz.“ (Auszug Programmheft)