Dominik Susteck: Zwischen zwei Welten – die Orgelwerke Wolfgang Rihms. In: Organ 2/2012, S. 6-9.
Textauszug: „Bei genauer Betrachtung scheint Rihm in den Orgelwerken von zwei gegensätzlichen Polen getrieben zu sein. Zum einen findet sich eine durchweg starke Vereinnahmung freier, ungebändigter Atonalität. Rihm verlangt einen farbigen, differenzierten Orgeltyp. Er komponiert wild und körperlich. Die ‚vegetative‘ Komponierweise, die zugleich an die Grenzen der Aufführbarkeit stößt, findet sich beispielsweise in ‚Sinfoniae I‘ von 1971. …
Zum anderen finden sich frühe Werke wie die ‚3 Fantasien‘, ‚Contemplatio‘ (1967) oder sein letztes Werk ‚Bann, Nachtschwärmerei‘ (1980), die eine grundtönige, romantische Registrierung benötigen. Sie enthalten eine fast schwere Stimmung, die sich vor allem durch stufenlose Übergänge und crescendierende oder decrescendierende Dynamik auszeichnet. ‚Bann, Nachtschwärmerei‘ lebt von einer traditionellen Klaviertechnik, die sich Tonhöhenlagen zunutze macht.“