Zeichen

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Dominik Susteck: Zeichen (2016) für Orgel | Spieldauer: 31 Minuten (6′,5′,5′,5′,5′,5′)
Morse – Funkfeuer – Schatten – Echos – Signal – Geister

Noten zur Ansicht [hier], bestellbar bei Are

CD-Aufnahme: hier

Eine Auftragskomposition der Bischöflichen Kirchenmusikschule
anlässlich des 50jährigen Jubiläums für die nebenberuflich / ehrenamtlich tätigen Organistinnen und Organisten

Interpreten der Uraufführung: Tomislav Barbaric (I), Alexander Grün (VI), Natalie Mol (III), Tobias Seidel (IV+V), Matija Vudjan (II), Moderation der Uraufführung im Essener Dom: Domorganist Sebastian Küchler-Blessing, Bischöfliche Kirchenmusikschule Jörg Stephan Vogel, Komponist Dominik Susteck

* Interpreten der Uraufführung: Tomislav Barbaric (I), Alexander Grün (VI), Natalie Mol (III), Tobias Seidel (IV+V), Matija Vudjan (II), Moderation der Uraufführung im Essener Dom: Domorganist Sebastian Küchler-Blessing

Grußwort Bistum Essen

Aus dem Anlass des 50jährigen Bestehens der Bischöflichen Kirchenmusikschule hat das Bistum Essen einen Kompositionsauftrag vergeben. Damit möchten wir zum gesellschaftlich-künstlerischen Diskurs in Form einer Komposition für Orgel beitragen. Wir greifen so bewusst das Anliegen der Liturgiekonstitution des II. Vatikanischen Konzils in Artikel 121 auf, „den Schatz der Kirchenmusik zu mehren“. Die Komposition regt die Auseinandersetzung zwischen Kirche und zeitgenössischer Musik an. Der Komponist Dominik Susteck ist an der Kölner Kunst-Station Sankt Peter tätig. Er verfügt über eine ausgesprochen kirchenmusikalische Vita und steht gleichzeitig besonders für die zeitgenössische Musik in der Kirche ein. So betont er durch sein Wirken den Aspekt des offenen, eigenständigen, nicht liturgischen Kontexten zugeordneten musikalischen Kunstwerks im Kirchenraum.

Das Werk möchte die Öffnung des Menschen auf Gott, dem Schöpfer des Lebens, ermöglichen. Der Dialog zwischen dem Menschen und Gott steht im Zentrum der Komposition.

Es freut mich sehr, dass das Werk als Auftragskomposition des Bistums Essen für die Bischöfliche Kirchenmusikschule auf Initiative ihres Leiters Jörg Stephan Vogel entstanden ist. Hier öffnen sich junge Menschen für Musik. Hier lernen sie, sich persönlich zu entfalten, ihre Begabungen zu entdecken und zu entwickeln.

Ich wünsche mir, dass die Musik in unseren Kirchenräumen zu geistiger und geistlicher Tiefe anregt und Interpreten wie Hörern einen Weg zu Vertrauen und Offenheit auf Gott hin öffnet. Das Bistum Essen möchte mit diesem Kompositionsauftrag sowohl die aktuelle zeitgenössische Musik als auch den lebendigen Lernprozess der Bischöflichen Kirchenmusikschule unterstützen und fördern. Dem Komponisten und allen Mitwirkenden danke ich sehr für die Realisierung dieses spannenden Projekts.

Ich freue mich, wenn die Komposition von Herrn Dominik Susteck über den Tag der Uraufführung in unserem Dom hinaus auch in weiteren Kirchen unseres Bistums und an anderen Orten erklingt.

Msgr. Dr. Michael Dörnemann
– Leiter des Dezernates Pastoral –

Anmerkungen des Komponisten

Im ersten Satz „Morse“ findet sich ein als Morsezeichen verklausuliertes Zitat aus dem Markusevangelium (7,31-37): „Öffne dich – Effata“. Öffne dich wird in Morsezeichen in folgenden Rhythmus übersetzt: [- – –   .    ..-.    ..-.   -.   . / -..   ..   -.-.   ….] „Effata“ steht als Sinnbild des Öffnens zu Gott, zur Spiritualität, zum Leben. Die Morsezeichen finden sich als Rhythmus in den Zungenstimmen wieder.

„Funkfeuer“ ist ein gestreutes Signal, das Flugzeugen Orientierung bietet. Zugleich bildet es ein Licht in der Dunkelheit, das zwar einen Weg andeutet, nicht in einem vorgegebenen, sondern in einem freien Sinn. Hier pfeift der Organist zu seinem Spiel. Es findet eine ständige Annäherung zwischen dem Pfeifen und der Orgel statt, die jedoch nicht ganz aufgeht.

Der „Schatten“ ist mehrdeutig. Huschende Töne, Tonballungen oder hängende Töne bilden sich. Nach den tiefen, geräuschhaften Tönen zu Beginn entwickelt sich die Musik zu einem strahlenden, insistierenden Akkord.

Die „Echos“ stellen eine Suche nach einem Gegenüber dar. Es entsteht ein motivischer Dialog zwischen Hauptwerk und Schwellwerk. Manchmal verhalten sich die Töne in freier Variation zueinander. An anderer Stelle ordnen sie sich als Wiederholung ein.

Ein „Signal“ ist eine klares akustisches Zeichen, das wie ein Aufruf wirkt. Das Stück verlangt nach dem Tutti der Orgel. Mit seinen Repetitionen und Oktaven baut es sich streng auf. Das eigentliche Signal ist eine Rufterz, wie sie in der Sprache beispielsweise zwischen Mutter und Kind zu hören ist.

Die „Geister“ stehen weniger für Dämonen, sondern als Sinnbild für den Geist, ganz nach dem Motto, dass im Geistigen auch das Geistliche zu finden ist. Der Interpret nutzt Zusatzinstrumente und verlässt schließlich die Orgel. Zum einen deutet diese Aktion die Vergänglichkeit an. Zum anderen zeigt sie, dass Musik immer Geist ist und nicht bei den Tönen oder beim Instrument zu finden ist, sondern beim Kommunizieren und Erfahren.

Dominik Susteck